Darf Meta mit unseren Daten auf Facebook und Instagram seine KI trainieren? Ohne Einwilligung? Die Verbraucherzentrale sagt Nein. Die irische Datenschutzbehörde bremst nun das Projekt. Trotzdem sollten Sie widersprechen.
Wer Facebook, Instagram oder Threads nutzt und jetzt nichts weiter tut, dessen persönliche Daten will der Mutterkonzern Meta künftig nutzen, um Künstliche-Intelligenz-Systeme zu trainieren. So hat es Meta in einer E-Mail an viele Nutzer angekündigt. Eigentlich wollte Meta mit dem Training ab 26. Juni beginnen. Doch nach Intervention der für die EU zuständigen Datenschutzbehörde DPC in Irland legte Meta seinen Plan erstmal auf Eis. Das gab die DPC am Wochenende bekannt.
Allerdings hatte Meta Anfang der Woche die Ankündigung der neuen Datenschutzrichtlinie, mit der sie sich das Recht zum KI-Training einräumt, noch nicht von der Website genommen. Auch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kritisierte am Dienstag, dass sie noch keine Änderungen an den Datenschutzrichtlinien feststellen könne.
Wer nicht will, dass seine Daten fürs KI-Training eingesetzt werden, sollte also jetzt schon widersprechen. Das ist besser, als auf den Ausgang des Konflikts zu warten – und dann die Frist zu verpassen. Wie das ganz leicht geht, erfahren Sie weiter unten.
Verbraucherzentrale mahnt Meta ab
Nicht nur die irische DPC hat Vorbehalte. Die Verbraucherzentrale NRW hält das Ganze schlicht für rechtswidrig – und hat Meta Platforms Ireland Ltd., den europäischen Ableger des Konzerns, bereits abgemahnt.
Es ist unwahrscheinlich, dass Meta in diesem Konflikt so einfach nachgibt, denn für den Konzern geht es um viel. Im Wettrennen um die besten KI-Anwendungen ist nicht der im Vorteil, der die meiste Rechenleistung hat oder jetzt einen Vorsprung. Mit der Zeit wird immer wichtiger werden, wer die besten Daten zum Training hat. Und in dieser Hinsicht hat Meta einen großen Vorteil der Konkurrenz gegenüber.
Widerspruchsformular bei Instagram und Facebook: Die Suche gleicht einer Odyssee
Wer das Formular für den Widerspruch auf eigene Faust zu suchen, muss allerdings hartnäckig sein. Eigentlich ist bei Facebook und Instagram alles auf eine tolle Nutzererfahrung optimiert. Die Leute sollen schließlich so viel Zeit wie möglich auf den sozialen Netzwerken verbringen. Aber die richtige Stelle für den Widerspruch zu finden, kann in eine regelrechte Odyssee ausarten: Wer zum Beispiel bei Facebook auf sein Profil geht und danach sucht, steht vor jede Menge Abzweigungen. Der Klick „Einstellungen und Privatsphäre“ und danach auf „Privacy-Center“ etwa führt nicht direkt zu einem auffälligen Hinweis. Den findet man nur unter einem Klick auf „Datenschutzrichtlinie“.
Instagram testet Werbeblockaden beim Scrollen 18.58
Allerdings nur dann, wenn man weiter unten auf der Seite bei diesem Stichwort klickt. Klickt man links in der Themenleiste darauf, öffnet sich ein Untermenü. Klickt man dann auf den ersten Punkt, landet man zwar auf der richtigen Seite, der Bildschirm scrollt aber automatisch direkt am entscheidenden Hinweis vorbei.
Je übersichtlicher die Seite, desto ferner ist man vom Ziel
Ganz grundsätzlich hat man beim Suchen den Eindruck: Je übersichtlicher die Seite gestaltet ist, die Facebook zeigt, desto weiter ist man vom Ziel entfernt. Hat man die richtigen Seiten endlich erreicht, ist die Schrift plötzlich superklein und das Design sieht aus wie vor zehn Jahren.
Ist die Seite gefunden, ist man längst nicht am Ziel. Denn der Nutzung kann man nicht einfach per Klick widersprechen. Vielmehr soll man ein Feld ausfüllen: „Bitte erkläre, wie sich diese Verarbeitung auf dich auswirkt“, heißt es da. Das klingt, als wäre man in einer Therapie-Session. Zusätzlich muss man seine E-Mail-Adresse eintippen und das Land auswählen, obwohl man schon eingeloggt sein muss, um das Formular überhaupt angezeigt zu kriegen – also beides dem System bereits bekannt ist. Als i-Tüpfelchen dieser Odyssee verlangt Meta nach dem Absenden des Widerspruchs auch noch eine Verifikation über einen E-Mail-Code.
Widerspruch bei Meta: „Der ganze Prozess ist viel zu kompliziert“
Für die Verbraucherzentrale NRW hat das System. „Der ganze Prozess ist viel zu kompliziert“, sagt Juristin Christine Steffen dem stern. „Man hat den Eindruck, Meta legt es darauf an, dass man den Widerspruch bloß nicht erfolgreich abschicken kann.“ Dabei genügt es rein rechtlich, eine formlose Mail an Facebook, Insta oder Threads zu schicken. Das ist aber nicht zu empfehlen.
Denn die Zeit drängt, und es ist unsicher, wie Meta mit solchen Mails umgeht. Und wenn Meta erst einmal anfängt, die persönlichen Daten für ein KI-Training zu nutzen, ist es schwierig, sie da wieder herauszubekommen. „Wenn man nicht bis zum 26. Juni der Nutzung widerspricht, ist der Drops gelutscht“, befürchtet Verbraucherrechtlerin Christine Steffen.
Auch ehemalige Nutzer sollten widersprechen
Auch diejenigen, die Facebook oder Instagram nicht mehr nutzen, aber noch Daten dort liegen haben, sollten sich überlegen, ob sie nicht lieber widersprechen. Für die Verbraucherzentrale ist dieser Aspekt besonders bedenklich an dem Vorgehen von Meta, keine aktive Zustimmung einzuholen, sondern einfach loszulegen. „Da werden Daten der Nutzer aus vielen Jahren verwendet werden“, sagt Christine Steffen. „Die Nutzer haben damals aber nicht damit rechnen können, wofür diese – mitunter sensiblen Daten – mal verwendet werden.“
Meta möchte für das KI-Training alle öffentlichen Beiträge, Fotos und Kommentare nutzen. „Inhalten von Privatnachrichten“, die man mit Familie und Freunden austausche, werde man nicht nutzen. Meta argumentiert, es habe ein „berechtigtes Interesse“, die Daten zu nutzen, ein Begriff aus dem Datenschutzrecht. Denn es gehe bei der Verwendung der Informationen darum, „Meta weiterzuentwickeln und zu verbessern“.
Was am Ende der genaue Zweck ist, bleibt allerdings „nur sehr vage“, wie es in einer Mitteilung des Hamburgischen Datenschutzbeauftragten Thomas Fuchs heißt. Demnach sollen KI-Features, die Meta damit entwickelt, nicht bloß für Nutzer, sondern auch für Unternehmen verwendbar sein.
So widersprechen Sie Metas KI-Training auf Facebook und Instagram
Damit Sie nicht auf eine Odyssee müssen, hier die Links auf die richtigen Seiten für den Widerspruch. Wie oben beschrieben, verlangt Meta, dass man sich vorher einloggt:
Widerspruch auf Facebook
Widerspruch auf Instagramm
Dann sollte man sich nicht von der Aufforderung „Bitte erkläre, wie sich diese Verarbeitung auf dich auswirkt“ ins Bockshorn jagen lassen. Einfach reinschreiben: „Ich möchte nicht, dass meine Daten für diesen Zweck verarbeitet werden.“ Auch Nutzer, die einfach nur „Ich will das nicht“ eingetragen haben, bekamen den Widerspruch vom Meta bereits bestätigt.
Das zweite Feld „Bitte gib hier alle weiteren Informationen an, die uns deiner Meinung nach bei der Überprüfung deines Einwands behilflich sein könnten“ dient ganz offensichtlich nur der Abschreckung – und kann leer bleiben. In der Regel antwortet Meta schnell auf den Widerspruch. Falls nicht, kann es nicht schaden, den Widerspruch vorsichtshalber noch einmal einzugeben. Vielleicht ist etwas schief gegangen.
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Neue Funktion der Apps wertet Foto-Metadaten aus
Und noch etwas ist der Verbraucherzentrale NRW aufgefallen: Eine neue Funktion in der App von Facebook. Unbemerkt werden alle Fotos und Videos ausgewertet, auf die die App Zugriff hat. Die Funktion heißt „Vorschläge zum Teilen von Inhalten aus deinen Bildern“. Auch diese Auswertung von persönlichen Daten läuft automatisch – und muss aktiv von den Nutzern abgeschaltet werden. Eine Anleitung, wie das geht, findet sich bei der Verbraucherzentrale.
Auch dafür haben die Verbraucherschützer Meta abgemahnt. „Wir erwarten eine datensparsame Voreinstellung von allen Anbietern. So verlangt es die Datenschutzgrundverordnung, die DSGVO“, sagt Christine Steffen dem stern. „Meta hat nun Zeit, auf die Abmahnung zu reagieren.“ Auch hier ist die Verbraucherzentrale bereit, vor Gericht zu ziehen.
Hinweis: Der Artikel wurde mehrfach aktualisiert.
…. mehr lesen: Der Spiegel (Quelle)