Konkurrieren gegen KI-Bilder? Fotowettbewerbe brauchen klare Regeln
Martina Mettner
Fr., 13.10.2023 – 19:03
Wer heute Fotowettbewerbe ausschreibt, sollte verdeutlichen, welche Art von Bild er erwartet oder zulässt. Eine klare Abgrenzung der Fotografie gegenüber einer mittels Texteingaben von einer generativen KI erzeugten Bildwelt ist dringend geboten, nicht zuletzt aus Fairness den Teilnehmenden gegenüber.
Es sollte klar sein, dass bei einem Fotowettbewerb kamerabasierte Aufnahmen gemeint sind. Werden auch von einer KI erzeugte Bilder zugelassen, sollte das in den Teilnahmebedingungen klar benannt werden und solche Einsendungen entsprechend gekennzeichnet sein.
Warum ist diese Unterscheidung wichtig?
Eine Fotografie mag eine subjektive Sichtweise wiedergeben, sie beruht jedoch immer auf einem physikalischen Vorgang, bei dem Licht eine Szenerie abbildet. Betrachter einer Fotografie unterstellen, dass das Abgebildete im Moment der Aufnahme real existierte – und der Fotograf oder die Fotografin anwesend war. Ob und inwieweit die Aufnahme später bearbeitet wurde, ist dabei nur in spezifischen Zusammenhängen von Bedeutung. Auch, dass bei Smartphone-Kameras bereits KI-basierte Methoden zur Bildverbesserung am Werk sind, rechtfertigt nicht, den Unterschied zwischen kamerabasierten und KI-generierten Bildern zu ignorieren.
Wettbewerbskriterien
Gut, gar preiswürdig zu Fotografieren, erfordert andere Qualifikationen als die Erzeugung eines Bildes am Rechner. „Kreativität“ ist bei der Beurteilung nur ein Aspekt. Ohne Zweifel eröffnet die Anwendung einer generativen KI ganz neue kreative Möglichkeiten – inklusive solche der Vorspiegelung fotografischer Fähigkeiten.
Gerade bei Fotowettbewerben wurde bisher auch fotografisches Können und nicht nur die Bildästhetik gewürdigt. Es werden beispielsweise jene preisgekrönt, die eine besonders emotionale Situation aufnahmen, sich dabei selbst womöglich in Gefahr brachten.
Ignorieren wir die Unterschiede zwischen Fotografie und „Promptografie“, geht genau dies verloren: Die Würdigung von Ausdauer und Aufmerksamkeit in einem bestimmten Moment, der handwerklichen Fähigkeit, der Realität eine Aufnahme abzuringen, die andere Menschen anspricht, die Auseinandersetzung mit der realen Welt und die Zuwendung zu den Menschen vor der Linse.
Appell an Sie
Bitte unterstützen Sie die Kultur der Fotografie, die soziale Bedeutung des Fotografierens sowie die Bedeutung dokumentarischer Fotografie, indem Sie klar unterscheiden zwischen Fotografien und synthetisch erzeugten Bildern, zum Beispiel im Rahmen von journalistischer Berichterstattung über Wettbewerbe, der Ausrichtung oder Jurierung bei solchen Veranstaltungen.
Nachfolgend einige positive Beispiele für Formulierungen in den Bedingungen von Fotowettbewerben:
„Alle Bilder und Bildteile müssen ausschließlich auf fotografischem Wege entstanden sein“, schreibt der dvf (Deutscher Verband für Fotografie) beim dvf Printcup 2023.
Bei den Fragen zum Jugendfotopreis heißt es: „Kann ich auch Bilder, die ich mit Künstlicher Intelligenz erzeugt habe, einreichen?“ — „Ja, in der Kategorie „Experimente“ sind diese Bilder zugelassen. Zu beachten gibt es dabei folgendes: Bitte kennzeichne diese Bilder entsprechend und lass uns wissen, mit welchen Programmen Du dazu gearbeitet hast. … Uns ist es wichtig, zwischen Fotografien und Bildern, die mit KI erzeugt wurden, zu unterscheiden. Grundsätzlich geht es beim Deutschen Jugendfotopreis nämlich weiterhin um Fotografien, nicht um mit KI erzeugte Bilder. :-)“
Der Preis für politische Fotografie und Karrikatur, Rückblende, hat klare, strenge Regeln: „Für die Fotografien gilt, dass Bildinhalte weder hinzugefügt, noch verändert, noch gelöscht worden sein dürfen. Technische Bearbeitungen dürfen den Charakter des Bildes nicht berühren.“
Moderat formuliert es die Gesellschaft für Naturfotografie, bevor sie die Richtlinien genau erläutert: „Wir legen Wert auf authentische Naturfotografie, verschließen uns dabei aber nicht den technischen Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung im Rahmen unserer Richtlinien. Im Vordergrund steht für uns die Prämierung der fotografischen Leistung.“
Beim weltweit ausgeschriebenen Photo Vogue 2023, der sich an Künstlerinnen richtet, heißt es: „Wir begrüßen jede Art visueller Ästhetik – von Realismus bis Fantasie, von Dokumentation bis Glamour, direkt oder suggestiv. Wir werden auch Projekte akzeptieren, die mit Hilfe von künstlicher Intelligenz entstanden sind, solange der Einsatz dieser Technik offengelegt wird.“
Da KI auch in Fotokameras, speziell in Smartphones, zum Einsatz kommt, empfehlen wir, zur besseren Unterscheidung, von „generativer KI“ oder „Bilderzeugung mittels generativer KI“ zu sprechen. Auf jeden Fall sollte klar unterschieden werden zwischen kamerabasierten Aufnahmen und Bildern, die ausschließlich am Rechner generiert wurden. Letztere sollten bei FOTOwettbewerben in separaten Kategorien bewertet werden.
…. mehr lesen: DGPh (Quelle)